Der Verband der Professorinnen und Professoren der österreichischen Universitäten (UPV) hat die Stärken und Schwächen des UG 2002 analysiert. Das Resümee lautet: Autonomie und Globalbudget haben zu einer positiven Entwicklung der Universitäten geführt. Nachteilig sind jedoch u.a. die geringe Dotation des FWF zur Förderung von hochwertigen Einzelprojekten und die gesetzliche Vorgabe exzellente Mitarbeiter:innen „hinauszuwerfen“. Zusätzlich verhindern Budgetreduktionen die politisch geforderte Weiterentwicklung der internationalen Visibilität. Ziel der Governance sollte es sein, den Universitätsstandort Österreich zu fördern und nicht ihn zu benachteiligen.
Nach 20 Jahren Universitätsgesetz wurde bei einer gemeinsamen Tagung der Universitätsverbände von Österreich, Deutschland und der Schweiz ein Resümee gezogen. Von allen Seiten sehr gelobt wurde vor allem die Autonomie der österreichischen Universitäten. Es gibt jedoch auch eine Reihe von gesetzlichen Bestimmungen, die die internen Abläufe und damit die Organisation der Universitäten behindern: So sind bei der Bestellung zentraler Gremien – Rektorat, Universitätsrat, Senat – Konflikte quasi vorprogrammiert. Ein Zusammenwirken aller drei Institutionen in einem gemeinsamen Beratungsgremium würde zu einer friktionsärmeren und besseren Entscheidungsfindung führen.
Die von der Politik immer wieder geforderte Steigerung der Einwerbung von Drittmitteln wird behindert durch die geringe Finanzierung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF). Auch exzellent bewertete Einzelprojekte können vom FWF aufgrund mangelnder Geldmittel oft nicht gefördert werden, wodurch wichtige Forschungsvorhaben nicht realisiert werden. Ebenfalls höchst nachteilig sind die unflexiblen gesetzlichen Vorgaben zur Anstellung von Mitarbeiter:innen, die 2021 beschlossen wurden (UG 2002, § 109). Der Protest der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft wurde von der Politik ignoriert, die Universitäten verlieren nun exzellente Forscher:innen und Lehrende. Schließlich wird die in den letzten Jahren äußerst positive Entwicklung der österreichischen Universitäten durch krisenbedingte Budgetreduktionen gestoppt und damit auch die internationale Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigt.
Hinsichtlich der internen Governance bedarf es einer stärkeren Berücksichtigung der Fächerkulturen: sowohl in der Vertretung im Senat, dessen Rolle dadurch gestärkt werden sollte, als auch im Rektorat z. B. durch die Zuständigkeit der Vizerektor:innen für Fächerbündel. Auch die Amtszeit von Dekan:innen ist an manchen Universitäten mit nur zwei Jahren viel zu kurz angesetzt für eine Führungsaufgabe, die Zeit, Wissen und Expertise braucht.
Die Conclusio des UPV lautet daher: Diese Probleme müssen beseitigt werden.
Gerade in Zeiten globaler Krisen braucht Österreich erfolgreiche Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung an Universitäten und höchst qualifizierte Absolvent:innen. Sie bilden das Fundament für die Zukunftsfähigkeit des Landes.