31. Oktober 2012 – Dreiländertreffen, Gemeinsame Presseerklärung von UPV, DHV und VSH
Wien/Basel/Bonn, 31. Oktober 2012
Wissenschaftsverbände wollen für zukünftige Hochschullehrer unterschiedliche, aber verlässliche Karrierewege
Für den Erhalt und die Verbesserung der Qualifikation von zukünftigen Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern haben sich die Wissenschaftsverbände Deutschlands, Österreichs und der Schweiz (Deutscher Hochschulverband (DHV), Österreichischer Universitätsprofessor/ Innenverband (UPV) und Vereinigung der Schweizerischen Hochschuldozierenden (VSH)) auf einer Tagung in der Villa Vigoni auf gemeinsame Grundpositionen verständigt.
Für Europa und die durch einen engen, gemeinsamen Berufungsraum gekennzeichneten Länder Deutschland, Österreich und Schweiz sei es existentiell, in einem globalisierten Wettbewerb auch zukünftig die besten Köpfe für die Universität zu gewinnen. Dies setze unabdingbar voraus, für die besten NachwuchswissenschaftlerInnen attraktive und perspektivisch verlässliche Karrierewege zu schaffen.
„Die Einführung von Tenure-Track-Modellen mit gezielter Förderung der akademischen Selbständigkeit für besonders hoffnungsvolle und leistungsfähige NachwuchswissenschaftlerInnen wird ein zukünftiger Weg sein, akademische Eliten frühzeitig an die Universität zu binden und ihre Abwanderung in außeruniversitäre Bereiche oder an ausländische Hochschulen mit ausgeprägter Tenure-Track-Kultur zu verhindern“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der drei Verbände. Das auf der Tagung vorgestellte Tenure-Track-Modell der TU München wurde grundsätzlich als richtiger Vorstoß bewertet, neue Qualifikationswege zu eröffnen. Die Verbände unterstützen jedoch auch den Ausbau anderer geeigneter Qualifikations- und Berufswege von WissenschaftlerInnen, die sich auch zukünftig fächerspezifisch unterschiedlich entwickeln sollten.
Neben der Forschungsqualifikation müsse insbesondere der Lehrqualifikation zukünftig größere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Verbände riefen ihre professoralen Mitglieder im Rahmen ihrer Mentorentätigkeit auf, der Lehrqualifikation von Nachwuchs-wissenschaftlerInnen über die gesamte Qualifikationszeit, vor allem aber in Berufungsverfahren, größeres Gewicht beizumessen. Die Einheit von Forschung und Lehre müsse in der Person der einzelnen HochschullehrerInnen verkörpert werden. Dazu gehöre dann aber auch der Nachweis auf hohem Niveau wissenschaftlich lehren und die in der Forschung gewonnenen Ergebnisse Studierenden angemessen und anschaulich vermitteln zu können.
Mit Sorge äußerten sich DHV, UPV und VSH zur überbordenden Evaluation von Nachwuchswissenschaftlern auf dem Weg zur Professur. Insbesondere sehen die Verbände heteronom gesetzte Leistungsnachweise als kritisch an. Plädiert wurde für wenige, aussagekräftige Leistungsnachweise, die die Fakultäten festlegen, sowie für ein größeres Vertrauen in Peer-Review-Verfahren, die der Scheingenauigkeit von quantitativen, indikatorgesteuerten Parametern überlegen seien.